Keynote Speaker
Dr. Doris Goedl
University of Salzburg, Austria
Kurze biographische Information Doktorat Univ. Salzburg; Mitglied des
Forschungsteams „Institut
für Alltagskultur“ an der Uni Salzburg; Mitglied des
Forschungsteams „Institut für Sozialforschung und Entwicklung“ an
der Uni Salzburg; Arbeit mit weiblichen Kriegsopfern aus dem früheren
Jugoslawien; Forschungsprojekt zu Geschlecht und Gedächtnis
(Slowenien, Kroatien, Bosnien); Lehre an den Universitäten
Innsbruck und Salzburg
Auswahlsbibliographie der relevanten Publikationen
Facilitating Narratives Through Psychodynamic Groups: Traumatized
Women in the Former Yugoslavia. Rabin, Clair (Ed.): Ethnicity,
Gender and the Impact of Psychoanalysis, (forthcoming)
Das Schweigen zum Sprechen bringen. In:
Lappin, Eleonore und Schneider, Bernhard (Hrsg.): Die Lebendigkeit
der Geschichte. (Dis-)Kontinuitäten
in Diskursen über den Nationalsozialismus, St. Ingbert 2001,
296-305.
Die Macht des Vergangenen. In: Umkämpfte Erinnerung. Die
Wehrmachtsausstellung in Salzburg. Embacher, Helga; Lichtblau,
Albert; Sandner Günther (Hrsg.), Salzburg, 1999, 157-182.
Women’s Contributions to the Political
Policies of National Socialism. In: Women in Austria. Vol. 6,
Contemporary Austrian
Studies. New Brunswick/London 1998, 15-28
Frauenleben im Herrgottswinkel. Weibliche Lebenswelten in Osttirol.
(zs. mit Birgit Buchinger und Ulrike Gschwandtner), Innsbruck 1998.
Psychoanalyse und Politik. In: Schnitt.Stellen.
Zeitschrift für
Wissenschaft, Kunst und Politik. 1. Jg./Heft 1/ Wien 1997.
Die Psychoanalyse im Reisekoffer. Bericht über Arbeitserfahrungen
mit kriegstraumatisierten Frauen und Kindern. In: Werkblatt. Zeitschrift
für Psychoanalyse und Gesellschftskritik Nr. 37, 1996.
Präsentation
Geschichte im Spannungsfeld zwischen
Erinnerung und Gedächtnis
(vorläufiger Arbeitstitel)
Das vergangene Jahrhundert wurde wiederholt
als ein Zeitalter
der Extreme‘ beschrieben. Zwischen 1914 und 1989 sind mehr
Menschen umgekommen und ermordet worden als jemals zuvor in der
Geschichte. Der kollektive wie individuelle Umgang mit Extremerfahrungen,
wie sie Krieg und Vernichtung darstellen, wird den Mittelpunkt
meiner Ausführungen bilden. Anhand von ausgewählten Beispielen
aus meiner Forschungstätigkeit gehe ich dem historisch gewachsenen
Zusammenhang zwischen individueller und kollektiver Erinnerung,
zwischen Erinnerung und Gedächtnis nach, wobei ich auf die
Fragen, ob politische und soziale Stabilität auf Kosten des
Vergessens und Verdrängens hergestellt, oder ob eine Bearbeitung
der Vergangenheit gesellschaftlich gewünscht und vorangetrieben
wird, meine Aufmerksamkeit fokusieren werde. Anhand der Auslotung
des Spannungsverhältnisses zwischen subjektiver und kollektiver
Wahrheit wird versucht, die gesellschaftspolitische Relevanz von
Erinnerung, Gedächtnis und Geschichte deutlich zu machen.
Ausgehend von einer Erinnerungstheorie,
die sich an der Psychoanalyse orientiert, wird das Erinnern als
ein geschlechtsspezifischer Prozeß der
Vergenwärtigung beschrieben, wobei dem Ausloten von Diskontinuitäten
und Brüchen eine besondere Bedeutung zukommt. Es gilt also
jene Mechanismen sichtbar zu machen, die dazu beitragen, daß Erinnerung
lückenhaft und entstellt wird. In diesem Zusammenhang ist
die Frage zu stellen, wie individuelle Erinnerungen - und damit
subjekktive Wahrheiten - mit dem kollektiven Narrativ und einer
gesellschaftlich hergestellten Wahrheit verbunden werden? Vor dem
Hintergrund ausgewählter Thorien zu Gedächtnis als Schnittstelle
zwischen Individuum und Gesellschaft, wird der Austausch zwischen
individuellem und kollektivem Gedächtnis als Interdependenzverhältnis
dargestellt, in welchem Kommunikation eine wesentliche Funktion
einnimmt. Damit kann ein multidimensionaler Raum eröffnet
werden, in dem individuelle Erinnerungen an die sinnstiftenden
Narrationen von Kollektiven bzw. Gesellschaften rückgebunden
werden. Welche gesellschaftspolitischen Konflikte aus dieser Rückkoppelung
entstehen können, werden anhand individueller und kollektiver
Reaktionen auf die Wehrmachtsausstellung in Salzburg (1999) thematisiert
und analysiert.
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